1. Oktober 2010 – 21. August 2011

Jeder Mensch hat einen Körper – das verbindet uns. Und doch ist der Körper eines Tänzers etwas Besonderes, unterscheidet er sich. Was bestimmt das körperliche Sein des Tänzers? Wie nehmen wir ihn eigentlich wahr? Welche Vielfalt ist in dieser Wahrnehmung enthalten?

Die Ausstellungsinstallation über Aspekte der Körperlichkeit im Tanz will den Besucher auf eine anregende Spurensuche durch das Dickicht der TänzerKörperBilder schicken. Bilder, Texte, Töne gibt sie dabei dem Betrachter an die Hand und animiert ihn, dabei das Gesehene, Erfahrene, Erinnerte immer wieder zu vergleichen und in einen neuen Kontext zu stellen.

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25. Oktober – 29. November 2009

9. Oktober 2009 – 15. August 2010

12. September 2008 – 26. Juli 2009

Mit einem ungewöhnlichen Blick auf den Tanz eröffnet das Deutsche Tanzarchiv Köln nach Umbau und Erweiterung sein neues Tanzmuseum:

Ausgehend vom Bestand der Kunstsammlung des Deutschen Tanzarchivs Köln versucht die von Thomas Thorausch und Klaus Jürgen Sembach konzipierte Ausstellung ”Fatal Attraction” in einer Collage aus Bildender Kunst, Literatur und Film der immerwährenden Faszination der Tänzerin auf die Spur zu kommen.
Sie versammelt Exponate, die – Sinnbildern des Tanzes gleich – in sich die Elemente tragen, die sich als ”Bilder vom Tanz” den Tanz und die Tänzerin in unsere Wahrnehmung eingeschrieben haben und damit unsere Vorstellung von Tanz und Weiblichkeit, tänzerischer Bewegung und der ihr innewohnenden Attribute wie Eleganz, Anmut und Wahrheit prägen.

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26. August – Anfang Oktober 2008

Ein Ausstellungsprojekt in Kooperation mit dem Polnischen Institut Düsseldorf, der Internationalen Tanzmesse NRW und dem Deutschen Tanzarchiv Köln

27. – 30. August 2008



Zu sehen waren aktuelle Arbeiten der Fotografin Kornelia Boje, Düsseldorf

Mai – November 2008 (Goethe Institut Moskau)
27. März – 24. April 2008 (Akademisches Stanislawsky-Nemirowitsch-Dant-schenko-Musiktheater, Moskau)
28. September – 2. Dezember 2007 (Dresden - Palucca Schule)
26. April – 20. Juli 2007 (Theater Bielefeld)
7. Januar – 25. Februar 2007 (Theater Osnabrück)

16. – 19. August 2006 (Düsseldorf – NRW Forum Kultur und Wirtschaft)
22. – 5. März 2006 (Stuttgart – Theaterhaus)
25. Oktober – 20. November (Köln, SK Stiftung Kultur)

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30. Januar – 31. März 2010 (Erika Sander, Koblenz)
1. April – 30. Juni 2009 (Dokzentrum, Prora)
1. Mai – 1. Juni 2008 (Burg Waldeck, Waldeck)
11. April – 25. April 2008 (Textilmuseum, Forst)
19. April 2007 – 25. Juni 2007 (Galerie Olga Benario, Berlin)
17. November 2006 – 21. Januar 2007

Eine Dokumentation der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin, und des Deutschen Tanzarchivs Köln.

28. Oktober 2006 – 21. Dezember 2007

Als Tänzerin überschritt sie alle Konventionen – Leidenschaft und Provokation auf der Bühne führten zu Strafverfahren und grenzenloser Verehrung durch das Publikum. 
Ihr Alkohol- und Drogenkonsum, ihre sexuellen Affären wurden zum Stadtgespräch. Die Grafikerin Charlotte Berend-Corinth und der Maler Otto Dix porträtierten sie – sogar Porzellan-Figurinen entstanden nach ihren Tänzen. 
Jede Aufbruchzeit hat ihre Ikonen – der kometenhafte Aufstieg von Anita Berber fiel mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Anfang einer gesellschaftlichen Befreiung, die durch die neue Demokratie in Deutschland möglich wurde, zusammen. 
Anita Berber tanzte nackt – so aggressiv und sinnlich, wie man es bis dahin noch nie gesehen hatte. Ihre Tanzabende hießen „Tänze des Lasters“ und „Tänze der Ekstase“ – Kokain, der Name einer ihrer Tänze wurde Programm: das Leben ein immer währender Tanz, ein scheinbar ewig währender Rausch. 29Jährig starb Anita Berber im November 1928 in Berlin.

21. April – 13. Mai 2007

Eine Ausstellungsinstallation in Kooperation mit tanznrw 07

27. Mai – 22. Oktober 2006

Josephine Baker zählt zu den berühmtesten und populärsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr legendäres Bananen-Kostüm schrieb Tanzgeschichte, ihr Chanson „J’ai deux amours“ wurde zum Evergreen. Sie war die Königin des Charleston der goldenen 1920er Jahre, die Diva der Folies-Bergère und des Casino de Paris.
Sie war der erste schwarze, international erfolgreiche Super-Star des 20. Jahrhunderts. Ihre Akte trug die Nummer 62-95834 und umfasste 359 Seiten – denn in den 1950er Jahren geriet Josephine Baker ins Visier des FBI, das sie „kommunistischer Umtriebe“ verdächtigte. 
Die US-amerikanische Bundespolizei sammelte in Folge Informationen jedweder Art über die Tänzerin und Sängerin, die aktiv die schwarze Bürgerrechtsbewegung unterstützte. Die kleine Sonderausstellung im Tanzmuseum präsentiert Ausschnitte aus der FBI-Akte und Dokumente aus der Josephine Baker-Sammlung des Deutschen Tanzarchivs Köln.

8. April – 7. Mai 2006

Bewegung und Fotografie – welch ein Gegensatz! Nicht nur in der Kunst. Bewegung – Motor jeglicher Veränderung – versteht sich als Prinzip des Lebendigen und Gegenwärtigen an sich. Seine ästhetische Überhöhung findet es im künstlerischen Tanz. Tanz bedeutet Bewegung, getragen von Musik, Melodie und Rhythmus. Tanz symbolisiert Dynamik und ständige Veränderung.

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3. Dezember 2005 – 7. Mai 2006

In der Oktober-Ausgabe des Jahres 1943 meldete die Fachzeitschrift „Der Tanz“ in einer kurzen Notiz den Tod der 38jährigen Tänzerin Oda Schottmüller im August 1943. Was die Zeitschrift ihren Lesern indes verschwieg, hatte der Oberreichskriegsanwalt Dr. Manfred Roeder der Mutter Oda Schottmüllers zwei Monate zuvor am 10. August mitgeteilt: „Das gegen Ihre Tochter Oda Schottmüller durch den 2. Senat des Reichskriegsgerichts am 26.1.1943 verhängte Todesurteil ist am 5.8.1943 im Strafgefängnis Plötzensee vollstreckt worden.“

Unter dem Fallbeil starb eine leidenschaftliche Künstlerin – Tänzerin und Bildhauerin. Begeistert von der Vielfalt des Tanzes im Berlin der ausgehenden 1920er Jahre und insbesondere von der Gestaltungskunst der Tänzerin Vera Skoronel entwickelte die Bildhauereistudentin von Milly Steger und Schülerin des ehemaligen Bauhausmeisters Johannes Itten bald erste eigene Tänze, die durch die Verwendung selbstgefertigter expressiver Masken und Kostüme Aufmerksamkeit bei Publikum und Kritik erregten.

Ihre Beziehung zu dem kommunistischen Bildhauer Kurt Schumacher (1905-1942) brachte sie Ende der 1930er Jahre in Kontakt mit dem Freundes- und Widerstandskreis um Harro Schulze-Boysen, in dem freimütig künstlerische und politische Fragen diskutiert und Aktionen gegen die nationalsozialistische Diktatur vorbereitet wurden. Gleichzeitig verdiente sich Oda Schottmüller ihren Lebensunterhalt, indem sie an Wehrmachtstourneen in Holland, Frankreich und Italien teilnahm.

Im Spätsommer 1942 wurde die Geheime Staatspolizei auf die Aktivitäten von Harro Schulze-Boysen und seinen Freunden aufmerksam. Sie verhaftete innerhalb weniger Wochen mehr als 120 Menschen aus seinem Umfeld, unter ihnen auch Oda Schottmüller. Sie waren dem Fahndungskomplex "Rote Kapelle" zugeordnet und beschuldigt worden, einer von Moskau gesteuerten Spionageorganisation anzugehören. Oda Schottmüller wurde vorgeworfen, ihr Atelier für Funkversuche zur Verfügung gestellt zu haben. Deshalb verurteilte sie das Reichskriegsgericht zum Tode.

Das Deutsche Tanzarchiv Köln zeigt in der Reihe „Die Kleine Ausstellung im Tanzmuseum“ aus Anlass des 100. Geburtstags von Oda Schottmüller mit Unterstützung privater Sammler die einzig erhaltenen Dokumente ihres Lebens und Wirkens, darunter bislang unbekannte Photographien, ein Zeugnis ihrer bildhauerischen Tätigkeit sowie Dokumente der Haftzeit. Als Begleitbuch zur Ausstellung ist im Lukas-Verlag erschienen: Geertje Andresen: Die Tänzerin, Bildhauerin und Nazigegnerin Oda Schottmüller. Berlin 2005.

13. August – 3. Oktober

Vergänglich ist der Tanz und außerhalb der Zeit seines umjubelten Daseins auf den Bühnen dieser Welt doch eigentlich unsichtbar.
Allein der Tänzer bewahrt in seinem Körper den Tanz als Kunst: das eigentliche Gedächtnis des Tanzes ist der Körper des Tänzers. In ihm entsteht der Tanz, ihn durchdringt er schon in den langen Momenten seiner Entstehung, aus ihm ensteht er für eine Vorstellung jedes Mal neu und jedes Mal ein klein wenig anders. Der Tod eines Tänzers ist auch der Tod eines Gedächtnisses. Es war einmal - was bleibt, ist die Erinnerung.

Doch der Tanz vergangener Zeiten lebt trotzdem – in der Erinnerung und in einer unvorstellbaren Fülle von gesammelten Dokumenten und überlieferten Geschichten. Und ist doch immer auch bedroht. Vor dem Vergessen gerettete Tanzgeschichte(n) und ihre Bewahrung durch Archivare und Wissenschaftler machen das Deutsche Tanzarchiv Köln zu einem Ort, an dem Vergangenes, Gegenwärtiges und Zuküntiges zusammentreffen und sich zu einem einmaligen Potential an Visionen für den Tanz der Gegenwart verbinden.

Die über 200 Nachlässe und Sammlungen von Tänzern, Choreographen, Pädagogen und Kritikern sind das Herzstück des Deutschen Tanzarchivs Köln. Mal ist es eine einzige Archivschachtel, mal sind es gleich drei Archivschränke, die hier die Erinnerung an ein Künstlerleben bewahren. Vor allem die künstlerischen Dokumente und Briefwechsel von deutschen Tänzern, Choreographen und Tanzkritikern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die auch internationalen Stellenwert genießen, hat das Archiv in den letzten 20 Jahren gesichert . Hier finden sich u.a. Harald Kreutzberg, Dore Hoyer, die Sacharoffs, Lisa und Elizabeth Duncan, Kurt Jooss, Niddy Impekoven, Max Niehaus, Trudi Schoop sowie das Familienarchiv von Mary Wigman. Unschätzbar ist der ideelle Wert dieser Bestände für die Tanzgeschichtsschreibung, stellen sie doch die Grundlage einer jeden Forschung, Ausstellung und Publikation dar.

Gerade diejenigen Schätze des Deutschen Tanzarchivs Köln, die nicht in der Bibliothek jedermann zugänglich sind sondern nur Tanzforschern zur Einsichtnahme zu wissenschaftlichen Zwecken vorbehalten sind, kann der Besucher nun in einer repräsentativen Ausstellung in Raum 1 und 2 im Mediapark durchwandern. Erstmals präsentiert das Deutsche Tanzarchiv Köln den Reichtum seiner über zweihundert Nachlässe und Sammlungen – mit überraschenden Einblicken in das Leben brühmter Tänzer und Choreographen.


28. Januar – 10. April

Am Anfang steht ein Geschenk – eine Kamera. Es ist der Beginn eines Hobbys. Aus dem Hobby wird ein Beruf – freier Pressephotograph und Bildjournalist mit dem Hauptarbeitsgebiet Theater und Tanz. Als Walter Boje am 16. November 1905 in Berlin geboren wird, ist noch nicht abzusehen, dass das Leben einmal für ihn einen alles bestimmenden Fixpunkt – die Photographie – bereithalten wird. Denn die Tugend sollte in Hamburg ja erst noch aus der Not geboren werden: nach Ende des 2. Weltkriegs erlernt Walter Boje dort das Metier des Theaterphotographen indem er es einfach ausübt – und wird so zu dem Chronisten des Hamburger Theaterlebens der Nachkriegsjahre.

Als im Jahr 1949 das Agfa Color-Negativ-Positiv-Verfahren für Berufsphotographen zugänglich wird, erahnt Walter Boje in der Farbphotographie bereits das Medium, um Dramatik, Stimmungen und Gefühle einer Bühnendarbietung adäquat abzubilden. Der Wechsel nach Leverkusen zur Firma AGFA im Jahr 1954 bewirkt, dass er fünf Jahre später zum Zeugen des Aufbruchs des Kölner Balletts wird. In der Stadt am Rhein entwickelt der Choreograph Aurel von Milloss gerade eine neue, zeitgemäße Form des Balletts. Der Bühnenraum erfährt in der Zusammenarbeit mit zeitgenössischen bildenden Künstlern eine Aufwertung. Die Musik gleichsam als Bauplan nutzend, versucht Milloss ihre Vielstimmigkeit in der Bewegung sichtbar zu  machen, das Auge des Zuschauers dem Ohr zu öffnen und doch dabei die Emanzipation der tänzerischen Bewegung von der Musik zu betonen. Walter Boje erfasst Milloss’ choreographische Vision und, verfolgt man seinen photographischen Stil über die Jahre, so mag diese auch für ihn das Signal eines ästhetischen Aufbruchs gewesen sein. Seine Vision von der Farbe als einem dynamischen Ausdrucksmittel der Photographie findet in Horst H. Baumann, Kilian Breier, Peter Cornelius, Fritz Fenzl, Erwin Fieger, und Heinz Hajek-Halke begeisterte Mitstreiter. Walter Boje war mehr als ein Photograph, dessen Herz für das Theater und den Tanz schlug. Journalist, Dozent, Juror – es gibt wohl kaum eine Tätigkeit, die Walter Boje in den folgenden Jahren nicht auf seine unnachahmliche Weise ausgefüllt hat. Er selbst beschrieb sich bescheiden als „Feuilletonist mit der Kamera“. Wegbegleiter wie L. Fritz Gruber werden da deutlicher: „Walter Boje war ein unbedingter Verfechter der Photographie – ohne ihn wäre es um die Photographie, insbesondere um die Entwicklung der Farbphotographie in Deutschland, in Europa, schlechter bestellt gewesen. Er hat nicht nur beispielhafte eigene kreative Farblichtbilder geschaffen, sondern auch als fördernder Mentor für junge Photographen gewirkt. – Und er war mir ein Freund.“

Das Deutsche Tanzarchiv Köln / SK Stiftung Kultur ehrt den 1992 verstorbenen Photographen Walter Boje mit der Präsentation einer Auswahl seiner Tanz- und Theaterarbeiten aus Anlass seines 100. Geburtstags als Pionier eines von dokumentarischen Zwängen emanzipierten photographischen Blicks auf Tanz.

Walter Boje im Original

„Jedes Erleben ist subjektiv. Das Erlebnis eines Balletts ist es in einem ganz besonderen Maße. Denn Bewegung und Bewegungsablauf, Mimik und Gestik, Farbe und Form, Handlung und Musik wirken zusammen und werden ‚gefiltert’ durch die Aufnahmefähigkeit und Aufnahme-bereitschaft des Betrachters. Können Photos von all dem etwas widerspiegeln? Die tänzerische Pose ist ohne Zweifel photogen,ihre photographische Abbildung für den Tänzer um so wertvoller, je perfektionierter sie seine Körperbeherrschung dokumentiert. Das Erlebnis ‚Ballett’ vermag sie jedoch nicht wiederzugeben.
Ballett ist mehr als tänzerische Pose. In welcher Verkleidung auch immer es auftritt, es ist Spiegelbild des Menschen mit seinen Sehnsüchten, Erfüllungen und Enttäuschungen. Dieses ‚Mehr’ hat mich gereizt. Bei freiem Umgang mit Farbe und Form habe ich versucht, es mit photographischen Mitteln in die Sprache des Bildes zu übersetzen.“  

Walter Boje, 1961 

„Wenn ich heute meine photographische Laufbahn rückschauend betrachte, so hat mich dreierlei glücklich gemacht: die Möglichkeit, die flüchtigste aller Künste, die Kunst des Schauspielers und Tänzers in gültigen Bildern festzuhalten, zum anderen, die Gabe, andere Menschen dadurch zu erfreuen und weiterzubringen, dass ich ihnen durch Bild, Wort und Schrift die Augen öffnen konnte für diese Welt und drittens die Gewissheit, einiges dazu beigetragen zu haben, die Farbphotographie aus den engen Fesseln der nur reproduktiv abbildenden Arbeitsweise zu befreien.“   
Walter Boje, 1977


28. Januar – 10. April

Trotz aller Distanzen – es war immer schon eine Liebesheirat: die Partnerschaft zwischen den Kunstformen Photographie und Theater. Geprägt ist sie von einer tiefen Affinität und Zuneigung aus dem Wissen um das Flüchtige aller Bühnenkünste. Kein geringerer als der französische Philosoph und Soziologe Roland Barthes erkannte dies, als er schrieb: „Gleichwohl berührt die Photographie sich (wie mir scheint) nicht über die Malerei mit der Kunst, sondern über das Theater.“
Zwei Persönlichkeiten, deren Leben und Werk geprägt ist von dieser Erkenntnis und Über­zeugung sind die Photographen Siegfried Enkelmann und Gert Weigelt. 38 Jahre oder zwei Generationen trennen die beiden, die über die Photographie (Enkelmann) und den Tanz (Weigelt) zu Tanzphotographen wurden. Was sie vereint, ist der unbedingte Anspruch an die Qualität einer jeglichen photographischen Interpretation künstlerischer Bewegung.
Aus Anlass des 100. Geburtstags Siegfried Enkelmanns treffen in der Ausstellung des Deutschen Tanzarchivs Köln nun zum ersten Mal die Studioinszenierungen Gert Weigelts auf die Studioimpressionen Siegfrieds Enkelmanns. Die pointierte Gegenüberüberstellung ausgewählter Schwarz-Weiß-Arbeiten ermöglicht dabei dem Betrachter einen vergleichenden Blick auf die Handschriften der wohl prominentesten deutschen Tanzphotographen.

Siegfried Enkelmann – der Photograph als des Tänzers bester Anwalt

Siegfried Enkelmann, 1905 geboren, gilt als der führende Tanzphotograph der 1940er, 1950er und 1960er Jahre in Deutschland. Er kam nach dem ersten Weltkrieg als Autodidakt zur Photo-graphie, 1927 trat er als Schüler in das Berliner Atelier Nolte ein und wurde später engster Mit-arbeiter des renommierten Berliner Photographen Hans Robertson, dessen Atelier er später übernahm. 1961 übersiedelte Siegfried Enkelmann von Berlin nach München, wo er 1978 starb.

Der Ballettkritiker Horst Koegler schrieb über ihn: „Enkelmann ist ein Stilist unter den Photo­graphen. Verständlich, dass die besten seiner Aufnahmen diejenigen sind, in denen sein bild­künstlerischer Stil mit dem Stil eines Tänzers oder Choreographen übereinstimmt. Wenn er Dore Hoyer in ihren Tänzen oder die Ballette Tatjana Gsovskys fotografiert, spürt man diesen inneren Gleichklang. Das sind keine bloßen Photographien mehr, sondern Kunstwerke, die auch für sich bestehen können.“

Nie waren die Photos von Siegfried Enkelmann allein für den journalistischen Tagesgebrauch bestimmt, immer bemühte er sich, die Dynamik des Tanzes in freie künstlerisch-photographische Gestaltung umzusetzen. Das den Betrachter faszinierende Bild war ihm stets so wichtig wie die Dokumentation. Durch diese Haltung wurde Siegfried Enkelmann nicht nur den Tänzern und Tänzerinnen gerecht, er schuf auch ein imponierendes, zeitloses Bild der Kunstform Tanz.

Gert Weigelt – ein Tänzer, der Fotograf und Filmemacher geworden ist

Gert Weigelt, 1943 geboren, absolvierte nach dem Abitur seine Tänzerausbildung mit dem Berufsziel „Choreograph“ in Berlin. Engagements am Königlich-Schwedischen Ballett, dem Cullberg-Ballett und dem Nederlands Dans Theater folgten, die nicht nur den Tänzer Gert Weigelt prägen sollten.

Die Anfänge seiner Karriere als Photograph fallen mit dem Ende seiner Tänzerlaufbahn zu­sammen. War die Photographie vorher eher intensiv betriebenes Hobby, so wurde sie 1975, mit Beginn des Studiums der Künstlerischen Photographie an der Kölner Fachhochschule für Kunst und Design, zum ambitionierten Beruf.
Dabei versteht Gert Weigelt seine Bühnenphotographie durchaus als sogenannte Autoren-photographie, die dem jeweiligen Choreographen, der jeweiligen Choreographin verpflichtet ist und das Ziel hat, aus der Distanz des Photographen das Wesentliche eines Stückes begreifbar, die Idee einer Choreographie anschaulich zu machen. Ein Ziel, das von Choreographen natürlich geschätzt wird. Dazu der niederländische Choreograph Hans van Manen: „Weil Gert Weigelt soviel über Choreographie weiß, weiß er genau, was er fotografieren will und photographiert immer das Besondere, das Interessante, nie das Klischee.“

Ihre konsequente Fortsetzung findet diese Arbeit außerhalb der Bühne, im Studio, wo Portraits und Körperinszenierungen entstehen und sich der Photograph Gert Weigelt seit einigen Jahren mit dem Tanz und seinen Protagonisten auch in film-essayistischer Weise auseinandersetzt.