… mit der Ausstellung „Das Echo der Utopien“ (verlängert bis 29.1.2017), die sich zur Aufgabe gemacht hat, den mannigfaltigen Spuren, Spielarten und Verbindungen von Tanz und Politik in Geschichte und Gegenwart nachzugehen. Und einem Rahmenprogramm, das das Thema „Tanz und Politik“ aktuell befragt. Tanz ist politisch. Allein mit seiner Körperlichkeit und seiner Ausdruckskraft ist er in der Lage, gesellschaftlich-moralische Ordnungen zu bestätigen oder sie nachhaltig infrage zu stellen. Allzu oft waren und sind es Verbote, die dem Einhalt gebieten können. Folgerichtig begegnen sich in der Ausstellung des Deutschen Tanzarchivs Köln u. a. Tanzverbote durch kirchliche und weltliche Obrigkeiten aus dem 16. sowie dem 21. Jahrhundert. Tanz kann Ausdruck politischen Engagements sein. Dies erfährt der Besucher zum Beispiel anhand filmischer Aufzeichnungen aktueller Formen öffentlicher Performances und Happenings aber auch anhand von Dokumenten über den Widerstand von Tanzkünstlern zur Zeit des Nationalsozialismus. Eine Vielzahl von Assoziationen, Aspekten und Fragen eröffnet die aus über 150 Exponaten montageartig zusammengesetzte Ausstellung, die sich aus den reichhaltigen Beständen des Deutschen Tanzarchivs Köln speist. En passant stellt sie dem Betrachter dabei auch die Frage nach den Chancen und den Orten von künstlerischen, sozialen und politischen Utopien in unserer Zeit.



Das goldene Kalb. Objekt aus Papier. Traudel Stahl, 2015

Als Mose aber nahe zum Lager kam und das Kalb und das Tanzen sah, entbrannte sein Zorn und er warf die Tafeln aus der Hand und zerbrach sie unten am Berge und nahm das Kalb, das sie gemacht hatten, und ließ es im Feuer zerschmelzen …

Die Bibel nach Martin Luther – 2. Buch Mose

„Inmitten der Blöße auf einem Stein, einem Altar-Sockel stand es, ein Bild, ein Machwerk, ein Götzenunfug, ein güldenes Kalb. Es war kein Kalb, es war ein Stier, der richtige, ordinäre Fruchtbarkeitsstier der Völker der Welt. Ein Kalb heißt es nur, weil es nicht mehr als mäßig groß war, eher klein, auch missgegossen und lächerlich gestaltet, ein ungeschickter Gräuel, aber als Stier allerdings nur allzu gut zu erkennen. Um das Machwerk herum ging ein vielfacher Ringelreihen, wohl ein Dutzend Kreise, von Männern und Weibern Hand in Hand, zu Cymbelgeläut und Paukenknall, die Köpfe verdrehten Auges im Nacken, die Knie zum Kinn geschleudert, mit Kreischen, Röhren und krasser Huldigung der Gebärden. Verschieden herum ging es, ein Schandringel immer nach rechts, der andere nach links; im Innern aber des Wirbels, vorm Kalbe, sah man Aaron hopsen, in dem langen Ärmelkleid, das er als Verweser der Stiftshütte trug, und das er hoch gerafft hatte, damit er seine langen, haarigen Beine schleudern könnte. Und Mirjam paukte den Weibern vor.“ aus „Das Gesetz“, von Thomas Mann im Frühjahr 1943 als Auftragsarbeit verfasst.