Neben diesem, die Wahrnehmung eines breiten Publikums vom Tanz und seinen Gestaltern bestimmenden Genres, gab es schon früh nicht minder ambitionierte Versuche, die Persönlichkeit eines Tänzers oder Choreographen mit dem Mittel der Portraitfotografie festzuhalten. Mit der Weiterentwicklung der Fotografie erweitert sich der Blick der Portrait-Fotografen, erweitern sich die Absichten, die Botschaften, die Tänzerportraits transportieren. Neben konventionell gestalteten Portraits tritt das scheinbar dem Tagesgeschehen verhaftete bildjournalistische Portrait einer Tänzerin in der Garderobe, das den jungen Tänzer zur Ikone der Tanzkunst stilisierende Portrait, das an einen Schnappschuss erinnernde Alters-Portrait eines berühmten Tänzers sowie das experimentelle Portrait, das hinter dem Ausschnitt eines Accessoires der Tanzkunst die Person der Tänzerin nur mehr erahnen lässt.

Mit der Frage des Besuchers, wieviel sich in diesen vom Fotografen inszenierten Blicken auf Tänzer oder Choreographen von eben deren Persönlichkeit und tanzkünstlerischen Tätigkeit findet, kehrt der Betrachter zur elementaren Frage jedweder Tanzdokumentation zurück, was sich vom Wesen des Tanzes, einer flüchtigen Bewegung im dreidimensionalen Raum, in der unveränderlichen Ruhe des Photos aufbewahren lässt.

Wer bewegt den Tanz in Deutschland?

Tänzer, Choreographinnen, Intendanten, Kritiker und Dramaturgen, Pädagogen, Fotografinnen, Kuratoren, Wissenschaftlerinnen, Bühnen- und Kostümbildner, Politiker, Archivare, Manager und Veranstalter – der Reichtum des Tanzes in Deutschland lebt auch in der Vielzahl der Persönlichkeiten, die die Tanzszene Deutschlands prägen.
Die Fotografin Bettina Stöß und das Deutsche Tanzarchiv Köln (Kurator: Thomas Thorausch) haben sich entschlossen, diesen Reichtum in Form einer Portraitdokumentation festzuhalten. Nicht der Auftritt, die Probe, der Unterricht, die Vorlesung etc. stehen dabei im Mittelpunkt – Ziel ist es, mit der Kamera den Menschen „hinter“ der Tanz-Kunst zu portraitieren.

Für die Präsentation des Projekts in Form einer Ausstellung stehen insgesamt 160 großformatige Fotografien (60 x 80 cm) zur Verfügung. Alle Portraits sind gerahmt und passepartouriert – die Größe der Rahmen beläuft sich auf 106 x 86 cm.

Einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde das Projekt in Form einer Preview erstmals im Rahmen der Tanzplattform Deutschland 2006 in Stuttgart.